Die 73. RUND UM war eine Regatta, die vielen Seglern noch lange in Erinnerung bleiben wird. Sie war kalt, sie war nass und sie war windig. Trotzdem sind fast alle Teilnehmer begeistert, rückblickend war es eine tolle, schnelle Wettfahrt bei konstant fünf bis sechs und in Böen maximal sieben Beaufort. „Ich möchte das Erlebnis nicht missen,“ bilanziert Fritz Trippolt, der den Siegerkatamaran ‚All you need‘ durchgehend gesteuert hat. „Die Welle war brutal und es war ein ständiger Ritt auf der Kante, phänomenal. Meine beide Buben an Bord haben immer gearbeitet, laufend gab es Segelwechsel. Es war eine sensationelle Fahrt“, bei der die ‚All you need‘ als einziger Katamaran der Startgruppe 0 ins Ziel kam, die anderen gaben auf oder waren gar nicht gestartet.
Vor dem Start hatte Fritz Trippolt mit der Eignerin Gloria Mang vereinbart, sie sei die Skipperin, er der Steuermann. „Und deshalb steht Gloria Mang in der Siegerliste der 73. RUND UM,“ erklärt der Vorsitzende des Lindauer Segler-Clubs, Martin Niederkrüger.
Die Wettsegelordnung des Deutschen Segler-Verbands unterscheidet zwischen Schiffsführer und Steuermann, der Steuermann steuert das Schiff, der Schiffsführer ist aber „die nach den geltenden gesetzlichen Vorschriften verantwortliche Person an Bord des Bootes“. (Zitat Wettsegelordnung DSV)
Im übrigen ist diese Debatte nicht neu, schon vor rund 50 Jahren wurde ein 75qm Schärenkreuzer von einem fremden Steuermann zum Sieg gefahren, auf Liberas siegten ungenannte italienische Weltmeister und auch auf einem Katamaran gewann ein Eigner die RUND UM mit einem in der Siegerliste nicht aufgeführten Steuermann.
Und es ist auch nicht neu, dass Frauen an Bord von siegreichen Yachten wesentlich zum Sieg beigetragen haben. Christl Trippolt zum Beispiel verrichtete Schwerstarbeit auf dem Vorschiff der Sieger-Libera ‚Skinfit‘. Teresa Hemmeter trug auf einer Psaros 33 zum Gewinn der RUND UM bei. Werni Hemmeter errang 2017 mit seiner Tochter den Blauen Pokal und war ‚First Ship Home‘.
Bei der aktuellen Debatte in den sozialen Netzwerken tritt die sportliche Leistung aller Segler in den Hintergrund. „Wir hatten rund 250 Meldungen, 96 haben das Rennen durchgestanden. Bei diesen harten Bedingungen ziehe ich vor jedem Segler meinen Südwester,“ so Stephan Frank, der Wettfahrtleiter der RUND UM. „Mir ist nicht so sehr die Siegerzeit des Teams Mang/Trippolt von 3:53:28 im Gedächtnis geblieben. Viel wichtiger ist mir die Zeit des Letztplatzierten. Das H-Boot kam mit gerefftem Groß und ohne Vorsegel nach gut zwölf Stunden ins Ziel. Das ist phänomenal.“
Das Blaue Band der Startgruppe 1 gewann der Wolfgang Palm mit der ‚Wild Lady‘ vom Yacht-Club Langenargen, in der Startgruppe 2 siegte sein Stegnachbar Karel Cernovsky mit der ‚Grace‘, Sieger der Startgruppe 3 (kurze Bahn) ist Niklas Sieweke vom Württembergischen Yacht-Club mit der ‚Smilla‘.
Fotos: Julius Osner