< PreviousStartschiff mit Geschichte – die DS Hohentwiel bei der „RUND UM“ 4 . 20 RUND UM Magazin enn alljährlich an einem Freitag im Juni das Start- signal über dem Boden- see erklingt, beginnt eines der eindrucksvollsten Segelereignisse nördlich der Alpen: die RUND UM den Bodensee des Lindauer Segler- Clubs. Seit 1995 begleitet das Dampf- schiff Hohentwiel dieses traditions- reiche und spannende Segelerlebnis als Startschiff. An die zweitausend Seglerinnen und Segler machen sich Jahr für Jahr auf den 100 Kilometer langen Kurs rund um den See. Die Startlinie spannt sich zwischen der DS Hohentwiel und einer Boje – ein schnelle Rennschiffe sowie Katama- rane und unzählige konventionelle Schiffe und Fahrtenyachten Seite an Seite starten. Für die Crew der DS Hohentwiel be- deutet der Start immer höchste Kon- zentration: Ohne Anker, bei 40 Meter Wassertiefe, das Schiff auf einem Fleck und in einer Richtung stehend in Position zu halten, ist bei Wind eine nautische Herausforderung. Nicht selten starten Yachten haar- scharf an der DS Hohentwiel vorbei – gelegentliche Berührungen inklu- sive. Solche Momente gehören ebenso zur Geschichte wie heitere Anekdo- ten in Form von spontanen Geburts- tagsständchen von Deck zu Deck. Die RUND UM ist nicht nur sport- lich anspruchsvoll – sie verbindet Generationen von Seglerinnen und Seglern, erzählt Geschichten und lässt den See für eine Nacht in einem ganz besonderen Licht erscheinen. Teil dieses besonderen Segelerleb- nisses sein zu dürfen, empfinden wir als großes Privileg. Als leben- diges Stück Bodenseegeschichte erfüllt es uns mit Stolz, die RUND UM starten zu dürfen. Umso mehr danken wir für das Vertrauen, das uns seit so vielen Jahren entgegen- gebracht wird. Kontakt Historische Schifffahrt Bodensee Kirchstraße 16 A-6971 Hard +43 5574 63560 welcome@hs-bodensee.eu www.hs-bodensee.eu HISTORISCHE SCHIFFFAHRT BODENSEE WRUND UM Magazin 21 Regattabahn „Lange Bahn“ Für Gruppe 0 und 1 Start Lindau 16.00 Uhr Für Gruppe 2 Start Lindau 16.15 Uhr Bahnmarken: Start Lindau - Glockenschlagwerk Lindau - Romanshorn - Eichhorn - Überlingen - Glockenschlagwerk Lindau - Ziel Lindau Regattabahn „Kurze Bahn“ Für Gruppe 3 Start Lindau 16.30 Uhr Bahnmarken: Start Lindau - Glockenschlagwerk Lindau - Romanshorn - Eichhorn - Glockenschlagwerk Lindau - Ziel Lindau Startschiff Lindau Insel Ziellinie Startlinie Gruppe 0, 1, 2, 3 Glockenschlagwerk Boje Süd Die Regattabahnen STARTAUFSTELLUNG 4 .22 RUND UM Magazin Wie fing alles an? Lukas: Anfang der 1980er Jahre tauchte am Gardasee die „Griffo“ auf, eine der ersten Liberas. Damit begann der Siegeszug der Liberas bei den Langstreckenregatten: der Centomiglia am Gardasee, dem Bol d’Or auf dem Genfer See und bei der RUND UM auf dem Bodensee. Mich faszinierten Geschwindigkeit und In- novation – beides boten die Liberas. Wie stiegst du dort ein? Lukas: Ich bin zunächst als Crew- mitglied auf den Liberas mitgefah- ren. Als Mannschaft wurden wir fünfmal Zweiter bei der RUND UM. 1998 kam dann bei einem Gespräch mit Gerd Müller das Angebot: Er habe noch ein zweites Boot, und wenn ich wolle, könne ich damit die RUND UM segeln. Und dann ging es los? Lukas: Natürlich nicht sofort. Es ver- gingen ein paar Wochen, in denen ich mit meinen Freunden im LSC diskutierte. Einer meinte, er könne sich vorstellen, daraus eine Kampa- gne zu machen. Wir waren eine tolle Truppe und beschlossen in bierseli- ger Laune, es zu versuchen. Ich habe Gerd Müller angerufen und gefragt, ob das Angebot tatsächlich ernst gemeint sei. Und er sagte ja. Also war das der Startschuss für die Kampagne? Lukas: Ja, es gelang uns, Sponsoren zu finden. Wir handelten einen Miet- vertrag aus und mieteten das Schiff für die RUND UM. Wegen des Spon- sors nannten wir das Schiff KNU, mit der Ergänzung „go for record!“. Die Libera war die „Telebox Italia Due“, ein Schiff mit Potenzial. Wir wollten ja nicht nur die RUND UM gewinnen, sondern auch den seit Jahrzehnten bestehenden Rekord des 75er-Schä- renkreuzers Benny unterbieten. Das habt ihr dann ja auch erreicht, aber wie habt ihr das geschafft? Lukas: Erst einmal wurde die RUND UM verschoben – 1999 war das Pfingsthochwasser, und nicht nur der Lindauer Hafen stand unter Wasser. Es wurde ein neuer Termin für den September angesetzt. Und natürlich musste ich klären, ob das Boot dann im September verfügbar ist, statt wie geplant im Frühjahr. Das hat offensichtlich geklappt. Wie ging’s dann weiter? Lukas: Ja, aber es war sehr knapp. Das Schiff war bis kurz vorher am Gardasee vermietet und kam nur we- nige Tage vor der RUND UM an. Am Donnerstag, einen Tag vor dem Start, blies der Wind mit Stärke 8. Ich habe gedacht: Wenn der nicht nachlässt, fahren wir nicht mit. Ich habe die Nacht kaum geschlafen. Am nächsten Tag wehte der Wind aus Osten, mit 5 Windstärken – perfekte Bedingun- gen. Das kam eurem „go for record“ ja entgegen, oder? Lukas: Absolut. Wir waren in 45 Mi- nuten in Romanshorn und in weite- ren 45 Minuten vor Konstanz. Aber im Überlinger See brach der Wind ein. Trotz ordentlicher Führung schlichen wir über den See zurück Richtung Lindau. Da wurde das mit dem Rekord schon knapper, als es am Anfang aussah. Und eine weitere Libera kam näher und näher. Das heißt, es wurde noch mal richtig spannend? Lukas: Das war es. Wir wurden in der Flaute kurz vor dem Ziel über- holt. Wir haben den See beobachtet und gesehen, dass sich draußen auf dem See ein kleiner Windstrich zeig- te. Statt wie unser Konkurrent auf direktem Kurs zum Ziel zu fahren, hielten wir weiter auf den See hinaus. Wir erwischten den Windstrich und bekamen genügend Fahrt, um über- holen zu können und mit einer Minu- te Vorsprung ins Ziel zu kommen. Das war ja eine Zitterpartie, aber es hat ja nicht nur für den Sieg ge- reicht, sondern auch für einen neuen Rekord. Lukas: Ja, wir waren die ersten, die den Kurs in unter sechs Stunden ab- segeln konnten. Wäre es mit dem Wind so weitergegangen wie zu Be- ginn der Regatta, hätten wir wohl eine Stunde schneller sein können. Auch wenn unser Rekord nur ein Jahr Bestand hatte, waren wir doch die, die im letzten Jahrhundert die Schnellsten waren. (Lachen) Du bist das letzte Mal 2011 bei der RUND UM mitgesegelt, jetzt möch- test du wieder starten. Wie kam es dazu? Lukas: Gelegenheit macht Liebe – ich hatte die Möglichkeit, dieses interes- sante Schiff zu kaufen, eine X-Treme 37. Es ist von 2007, war aber weni- ger als zehn Jahre im Wasser. Boote dieses Typs haben schon große Siege eingefahren, zum Beispiel 2006 beim South Atlantic Race (dem früheren Cape-to-Rio). Da konnte ich nicht nein sagen, und nun freue ich mich schon auf das Rennen. Vielen Dank, und dann wünschen wir dir viel Glück und ein gutes Rennen! INTERVIEW MIT LUKAS HUMMLER Libera-Segler und RUND UM-Gewinner 1999 4 .Maultaschen gehen immer! Alle leckeren Rezepte und weitere Zubereitungen finden Sie hier! Die leckere Maultasche in Zusammenarbeit mit Hönig-Hof ist ein in dieser Form einzigartiges Projekt. BÜRGER verbindet schwäbische Tradition mit mehr Tierwohl. www.buerger.de Für jeden das richtige Produkt im Sortiment – auf geht's gestärkt zur Regatta! 4 . 24 RUND UM Magazin Mit seiner Wild Lady gewann Dr. Wolfgang Palm 2024 erstmals das Blaue Band in der Startergruppe 1 der Einrumpfboote. Wir haben uns mit ihm über seine Leidenschaft Segeln unterhalten und welche Herausforderungen er in der aktuellen RUND UM sieht. INTERVIEW DR. WOLFGANG PALM Du bist seit vielen Jahren begeister- ter Segler und nimmst an der RUND UM teil. Was hat dich am Segeln so gepackt und wie hat das dein Leben beeinflusst? Dr. Wolfgang Palm: Ich bin mit sechs Jahren in Romanshorn meine erste Regatta auf einer Korsar-Jolle gese- gelt. Weil ich während der Schulzeit samstags aber immer Unterricht hat- te, konnte ich danach 13 Jahre lang nicht mehr an Regatten teilnehmen. Meine Begeisterung fürs Segeln ist trotzdem immer weitergewachsen. Mich haben vor allem schnelle und schnittige Boote und die Technik da- hinter fasziniert. Segeln, besonders Regattasegeln, ist ein wichtiger Teil meines Lebens ge- worden. Die Ruhe auf dem Wasser und der ständige Umgang mit Wind und Wetter helfen mir, innerlich zur Ruhe zu kommen und mich zu erholen. Der Teamgeist und die Ka- meradschaft in der Crew sind dabei superwichtig. Jeder Segeltag mit der Mannschaft ist wie ein kleiner Ur- laub für mich. Er gibt mir Kraft für meinen anspruchsvollen Beruf. Wer Regatta segelt, lernt, präzise zu arbeiten und schnell wichtige Ent- scheidungen zu treffen, die alle mit- tragen. Man merkt, wie wichtig Teamwork ist und wie man am bes- ten zusammenarbeitet. Es ist kein Geheimnis, dass diese Erfahrungen auch im Beruf helfen. Viele erfolgrei- che Regattasegler vom Bodensee ha- ben auch im Job eine super Karriere gemacht. Ich habe mal mit einem Wis- senschaftler, der sich mit Familien- unternehmen beschäftigt, darüber gesprochen, dass der Generations- wechsel in Familienunternehmen oft reibungslos verläuft, wenn die beiden Generationen vorher zusammen Re- gatta gesegelt sind. Das trifft auch auf unser Familienunternehmen zu. Kannst du dich an deine erste RUND UM erinnern? Dr. Wolfgang Palm: Meine ers- te RUND UM bin ich nach dem Abi 1972 gesegelt. Die Boote meines Va- ters waren zwar gemütlich, weil wir immer drauf geschlafen haben, aber nicht wirklich für Regatten geeig- net. Trotzdem haben wir Mitte der Siebziger mit einem viel zu schweren „Zweitonner“ von etwa 10 Tonnen ei- nen Clou gelandet. Die anderen Boote saßen wegen Flaute am deutschen Ufer fest, also bin ich einfach auf die Schweizer Seite gefahren. Das war zwar viel weiter, hat uns aber nach vorne gebracht. Am Ende sind wir trotz des schweren Bootes als Zweiter ins Ziel gekommen. Seit 2007 nehme ich mit der Wild Lady an der RUND UM teil. Sebas- tian Schmid hat das Boot in Genf entworfen und die Bootswerft Wil- ke in Leissigen am Thunersee hat es gebaut. Mit 14,9 Metern Länge und einem 30 Meter hohen Mast ist es eines der schnellsten Einrumpfboote am Bodensee. Wir tüfteln jedes Jahr ein bisschen am Boot rum, um noch schneller zu werden. Die Liberas, un- sere ursprünglichen Gegner, gibt es nicht mehr. Die Katamarane, die jetzt bei der RUND UM mitmachen dür- fen, sind aber konstruktionsbedingt schneller als wir je sein können. Was kannst du uns über dein aktu- elles Schiff und deine Mannschaft erzählen? Dr. Wolfgang Palm: Die Crew der Wild Lady besteht meistens aus 10- 12 motivierten und sehr talentierten Seglern. Wir sind ein eingeschwore- nes Team, das im Kern schon über 30 Jahre zusammen segelt. Weil aber immer mal wieder jemand ausfällt, haben wir auch ein paar junge und sehr engagierte Segler dabei. Es ist ein super Team, das sich gut aus- kennt und gerne zusammen Erfolge feiert. Wir sind alle von der Technik „Regatta segelnRUND UM Magazin 25 und dem Geschwindigkeitspotenzial der Wild Lady begeistert. Natürlich machen wir auch Fehler, aber das spornt uns nur an, noch härter zu arbeiten. Bei uns gibt es keine bösen Worte oder Geschrei. Wir sind ein Team, das freundlich und liebevoll miteinander umgeht. Wie bereitet ihr euch auf die RUND UM vor? Dr. Wolfgang Palm: Wir müssen uns nicht extra auf die RUND UM vorbereiten, weil wir durch die Re- gatten vorher schon gut dabei sind. Wir müssen natürlich dafür sorgen, dass wir genug Getränke, Essen und Beleuchtung für das Boot haben. So brauchen wir keine besondere mentale Vorbereitung. Vor dem Start in unserem Hafen in Langenargen gehen wir aber noch zusammen es- sen, um uns mental und körperlich zu stärken. Alkohol gibt es erst nach der RUND UM, damit es sicher ist. Was bedeutet der Sieg in der Start- gruppe 1 für dich persönlich? Dr. Wolfgang Palm: Wir freuen uns schon, wenn wir einfach nur mitma- chen können. Wenn wir dann noch erfolgreich sind, freuen wir uns na- türlich umso mehr. Bei der RUND UM 2024 von allen Schiffen als Zwei- ter ins Ziel zu kommen, war natür- lich ein super Erfolg. Gab es in deiner Segelkarriere auch schon Rückschläge oder Niederlagen? Dr. Wolfgang Palm: Beim Regatta- segeln gehören Niederlagen dazu. Die Kunst ist, damit klarzukommen und nicht zu verzweifeln, sondern neue Kraft daraus zu schöpfen. Meine bitterste Niederlage war, als ich den Gewinn der Centomiglia am Garda- see zu Unrecht aberkannt bekommen habe. Das ist dort so ähnlich wie die RUND UM bei uns. Der neue Prä- sident hat mir später versprochen, dass ich fair behandelt werde. Und beim nächsten Versuch haben wir die Regatta dann auch gewonnen (First ship home). Was bedeutet das Segeln auf dem Bodensee für dich? Dr. Wolfgang Palm: Bei jeder Regatta lernt man etwas. Wenn man ein paar Jahre dabei ist, versucht man natür- lich, die Erfahrungen zu nutzen. Aber weil das Wetter und der Wind auf dem Bodensee immer anders sind, helfen die Erfahrungen zwar, aber nicht immer. Was denkst du, wie sich der Segel- sport entwickeln wird – besonders für den Nachwuchs? Dr. Wolfgang Palm: Die Teilnah- me an Regatten ist in den letzten zehn Jahren weniger geworden. Die Segelclubs arbeiten daran und kümmern sich mehr um die Jugend- arbeit, um das tolle Hobby an die nächste Generation weiterzugeben. Die Jugend des Yachtclub Langenar- gen hat bei einem Ausflug die Wild Lady schon mal fast ganz alleine be- dient, nur mit ein bisschen Hilfe von 3 Leuten aus der Stammcrew. Junge Segler sind auf Regattaschiffen will- kommen und es ist eigentlich immer noch ein Platz frei. Die Clubs und die Wettfahrtleitungen können da helfen, Gelegenheiten zu vermitteln. ist ein wesentlicher Bestandteil meines Lebens.“ „Regatta segeln Lindaupark im Wandel: Neues Zentrum für Leben, Einkaufen und Mobilität In den kommenden Jahren wird das beliebte Einkaufszentrum umfassend modernisiert, erweitert und als Herzstück eines zukunftsgerichteten Stadtquar- tiers neu ausgerichtet. Mit rund 5.000 Quadratmetern zusätzlicher Verkaufs- fläche, einem deutlich höheren Anteil an Gastronomie und einem neuen Zu- gang über eine Passage im ersten Ober- geschoss entsteht ein urbanes Zentrum mit zeitgemäßem Konzept. Mit seinem vielfältigen Angebot soll der Lindaupark künftig nicht nur für die Stadt Lindau, sondern für die gesamte Vier- länderregion rund um den Bodensee eine zentrale Rolle spielen. Rund eine Million Menschen im direkten Einzugs- gebiet mit bis zu 45 Minuten Fahrzeit erhalten Zugang zu einem modernen Ein- kaufserlebnis, das Handel, Gastronomie und Aufenthaltsqualität auf attraktive Weise verbindet. Auch die Infrastruktur überzeugt: Die direkte Anbindung an das Parkhaus im entstehenden Vierlinden- Quartier ermöglicht kurze Wege für Be- sucherinnen und Besucher. Gleichzeitig sorgt der nahe gelegene Bahnhof Lindau- Reutin für eine bequeme und umwelt- freundliche Anreise mit öffentlichen Ver- kehrsmitteln. Der Lindaupark wird zu einem leben- digen Mittelpunkt eines grünen, urbanen Stadtteils. Mit seiner Kombination aus Einkauf, Genuss und Begegnung schafft er ein attraktives Umfeld, das besonders auch junge Menschen anspricht und zum Verweilen einlädt. www.lindaupark.de DAS SHOPPINGERLEBNIS AM BODENSEE – MIT 30+ STORES FOLLOW US:4 . 28 RUND UM Magazin Cavazzen Museum und Hundert- wasser-Forum in Lindau: Ein Ticket - zwei Museen - unzählige Eindrücke ründe für einen Besuch in Lindau gibt es zahlreiche – ab sofort gibt es zwei mehr: Mit der Wiedereröffnung des Cavazzen Museums und der Gründung des neuen Kunstforum Hundertwasser hat die Insel zwei außergewöhnliche Highlights, die begeistern. Und die gute Nachricht: Beide Häuser können mit einem einzigen kostengünstigen Kombi-Ticket besucht werden. Das Warten hat sich gelohnt: End- lich hat das Cavazzen Museum nach seiner umfassenden Sanierung und Neugestaltung wieder geöffnet. Wer heute den Cavazzen besucht, erlebt Geschichte ganz anders und kann spannende Zusammenhänge neu entdecken. Denn im Zuge der mehr- jährigen Renovierung des denkmal- geschützten Gebäudes wurde auch die Dauerausstellung komplett neu konzipiert. Als „Cavazzen Museum Lindau“ präsentiert sich das Haus, das als schönstes Bürgerpalais am Boden- see bekannt ist, vom Entrée über die Ausstellungsbereiche bis hin zu den Ateliers, dem Veranstaltungssaal im Gewölbekeller und dem Café im char- manten Innenhof als offener Ort der Begegnung und der Kultur. Es lädt ein, die kleine Stadt mit ihren Ver- bindungen in alle Welt besser ken- nenzulernen und sich über Lindau auszutauschen. Besonders spannend: Die abenteuer- liche Reise des Lindauer Boten, der vom 15. bis ins 19. Jahrhundert Post, Geld und wertvolle Eilgüter über die Alpen nach und aus Mailand brachte, ist eines der Ausstellungshighlights. Dabei gestaltet sich die Inszenierung als immersive Rauminstallation, die dem Publikum die Mühen und Ge- fahren eines Ritts durchs Gebirge an- schaulich vermittelt. Komplett ein- tauchen und auf Zeitreise gehen kann auch, wer den Medienraum betritt: Ein aufwändig produzierter Film er- möglicht es, per Zeitmaschine in nur zehn Minuten durch die Jahrhunderte zu reisen. Und schließlich: Der Aufstieg in die obere Etage. Zum ersten Mal in der Geschichte des Hauses ist der ge- waltige Dachstuhl (fast) zur Gänze öffentlich zugänglich. Nach der ab- schnittsweisen Entfernung der Die- lenböden zwischen den Speicherebe- nen ist der Blick freigegeben auf die faszinierende Tragwerkskonstruk- tion. Besonders eindrucksvoll bietet sich der über drei Etagen stützenfrei ausgeführte Dachstuhl den Besu- chenden von einer Galerie im zweiten Dachgeschoss aus dar. Spielerische Zugänge wie das „Dach- bodenmikado“ oder die „Lädinen- Stapelei“ machen den Museumsbe- such auch für Kinder und Jugendliche zum kurzweiligen Erlebnis und in den wunderschönen Ateliers finden Workshops und Angebote für Schul- klassen und andere Besuchergrup- pen statt. Kunstforum Hundertwasser Und das andere kulturelle Highlight des Jahres: Bereits seit März hat das Kunstforum Hundertwasser seine Türen geöffnet und widmet sich in einer exklusiven Ausstellungsreihe dem visionären Werk und Wirken von Friedensreich Hundertwasser. Die erste Ausstellung „Das Recht auf Träume“ präsentiert das facettenrei- che Schaffen dieses Ausnahmekünst- lers, dessen Werke für Harmonie, Frieden und ökologische Visionen stehen. Beide Häuser – Cavazzen Museum und Kunstforum Hundertwasser – sind nur wenige Gehminuten vonein- ander entfernt und können mit einem Kombiticket besucht werden. Weitere Informationen zu Öffnungszeiten und Preisen unter www.kultur-lindau.deRUND UM Magazin 29Next >