< PreviousInterview 30 RUND UM Magazin DR. KARL CERNOVSKY Das Blaue Band hat etwas mystisches Dr. Karl Cernovsky vom YC Langenargen hat schon zweimal das Kleine Blaue Band geholt. Bei den neuen RUND UM steigt er von der Beneteau First 27.7 auf eine JPK 1030 um.Interview RUND UM Magazin 31 Herr Dr. Cernovsky, mit ihrer „Grace“ haben Sie 2016 und 2017 hintereinan- der das Kleine Blaue Band der RUND UM gewonnen. Was schätzen Sie an der First 27.7? Dr. Karl Cernovsky: Sie ist mit 8,30 Metern und Yardstick 103 relativ schnell, verträgt sehr viel Wind und segelt sich dabei wie eine Jolle; man kann das Ruder dabei kaum loslas- sen. Das Boot ist aber kein reines Re- gattaschiff und eignet sich auch für Wochentouren. Wie kamen Sie zum Regattasegeln? Schon als Kind war ich dabei. Ich bin am Stausee Slapy an der Moldau auf- gewachsen und war von Anfang an eine Wasserratte. Wenn ich Wasser sehe, geht es mir gut. Deshalb war ich glücklich, als ich 1988 eine Praxis als Urologe nicht weit vom Bodensee in Ravensburg gefunden habe. Ich kannte den Lindauer Segler-Club und Dr. Andi Lochbruner schon damals von den Finn-Regatten. Zweimal haben Sie mit der „Grace“ das Kleine Blaue Band gewonnen. Ja, das war 2016 und 2017. Beides mal gab es relativ viel Wind und da ist die First 27.7 in ihrem Element. Ich war jedesmal an der guten Sei- te der Startlinie und hatte auf dem Kurs Glück mit der Suche nach dem Wind. Ich war aber schon vorher mehr als zehnmal dabei. Ich glaube, einmal kommen und gleich siegen, geht nicht bei der RUND UM. Diese Regatta und vor allem der Boden- see haben ihre Tücken. Wie schon Peter Gilmour nach der Match Race in Langenargen sagte: „The wind is here very tricky.“ Ich war schon mehrmals dabei und manchmal auch ganz vorne. 2018 zum Beispiel waren wir zwei Seemeilen vor dem Ziel ganz vorne, 200 Meter vor der zweiten Yacht. Bei Wasserburg haben wir Treib- holz eingefangen und sind es nicht wieder losgeworden. Es machte die ganze Zeit „Klick-Klick.“ Ich wurde nervös und machte noch paar Fehler bei der Wende. Der Wind hat für uns ungünstig gedreht. Ganze Treib- holz-Felder lagen im Wasser und mit dem Klick-Klick ist unsere Uhr ab- gelaufen. Wir wurden zunächst von einer Duetta 94 überholt und dann noch von mehreren anderen Booten. Und diesmal gehen Sie mit einem neuen Boot an den Start? Ja, diesmal ist es eine JPK 1030, in Lorient in Frankreich gebaut und vergleichbar mit der J-99. Ein Regat- taboot mit 10,30 Metern, das auch viel Wind verträgt. Mit diesem Boot kann man aber nicht mehr beim Kleinen Blauen Band mitsegeln; da geht es gegen die Großen. Ist es immer Ihr Ehrgeiz, zu gewinnen? Ja sicher, es ist auf jeden Fall der sportliche Ehrgeiz, der mich an einer Regatta teilnehmen lässt. Diesmal werden wir bei der ORC-Wertung mitmachen. Ob es für einen vorderen Platz reicht, werden wir sehen. Mit welcher Crew sind Sie diesmal am Start? Wir suchen sie noch. Am besten ist es, wenn man begeisterte Segler fin- det. Die muss man nicht motivie- ren; sie sind immer voll dabei. Aber diese Leute sind rar: Es ist immer schwierig, eine gute Crew zusam- menzukriegen. Ganz wichtig ist die Stimmung an Bord: Als Skipper muss man immer eine gute Laune haben und die Jungs darf man nur loben, nie kritisieren. Man kann manchmal schreien - aber nur freundschaftlich. Ich sag auch immer vor dem Start: „Wenn ich mal schreie, meine ich das nicht persönlich.“ Das ist halt so im Wettkampf. Was mögen Sie an der RUND UM? Ich finde die RUND UM fantastisch. Sie ist das größte Event am See. Und das Blaue Band ist immer ein An- sporn. Es hat eine regelrecht mysti- sche Bedeutung. Für die großen Boo- te ist es ein bisschen schade, dass sie bei dem großen Blauen Band und den Katamaranen mitmachen. Gegen die haben die Yachten keine Chance. Die RUND UM hat eine große Geschichte. Sogar in der YACHT wird jedesmal erwähnt, wer das Blaue Band vom Bodensee gewonnen hat. Dass so vie- le Boote teilnehmen, ist auch etwas Besonderes. Im Vergleich dazu ist „The Race“, die renommierte Lang- streckenregatta unseres YCL, für die langsameren Boote viel zu lang. Die RUND UM ist ein tolles Event, dass die Lindauer da jedes Jahr ver- anstalten. Das ist viel Aufwand, aber sie machen das immer perfekt. Alles bestens organisiert, auch mit dem Motorboot auf der Startlinie. Als Teil- nehmer muss man sich bei dem Ver- anstalter und den vielen Helfern vom Lindauer Segelclub für das schöne Abenteuer vielmals bedanken. Interview 32 RUND UM Magazin Herr Munz, wie kamen Sie zum Regattasport? Eugen Munz: Schon sehr früh. Ich war schon als Jugendlicher im inter- nationalen Regattafeld unterwegs, bin Wettkämpfe in der Europe-Jolle und im 420er gesegelt. Als 15-jähri- ger wurde ich parallel zum Jollense- geln auf größeren Booten angefragt. Ab 1990 bin ich dann die X-99 und die X-119 gesegelt. Meine Familie hat schon seit Generationen gesegelt und unter anderem 1987 das Blaue Band vom Bodensee gewonnen, damals mit einer topgetakelten X-99er. Auch mit Olympia-Ambitionen? Oh ja. Zusammen mit Tom Rüegge auf dem Boot bin ich als Vorschoter die Europa-Challenge gesegelt, im Laser 5000, später im 49er. Unser Ziel war die Teilnahme an der Olympiade Sidney 2000. Meine Entscheidung, im Beruf bzw. in der Ausbildung ‚mehr Gas zu geben‘ anstelle auf dem Was- ser, war für mich gegen Ende 1997 ausschlaggebend, das Thema Olym- piade zu beenden. Und hier am Bodensee? Bis 2003 war ich hier auf der X-99 One Design sehr aktiv, danach mit der IMX-38, X362 Sport, X-35 One Design, X-37 und Xp 38. Auf den Positionen Taktik, Steuermann oder Großsegel. Auch wenn meine Segeltätigkeit im- mer sehr salzwasserlastig war: Die RUND UM gehört für mich immer wieder zum Jahresprogramm. Zumal Sie hier am See ja auch geschäftlich sesshaft wurden… Korrekt. Im Jahr 2001 habe ich in Bot- tighofen die Firma und die gesamte Zuständigkeit für X-Yachts für die Regionen Süddeutschland, Schweiz und Österreich übernommen; die Eigner segeln die Boote hier auf den Binnenseen oder auf dem Meer. 2004 haben wir die Firma umfirmiert zur X-Yachts Marine GmbH und im Jahr 2008 zusätzlich Serviceleistungen mit unserer ebenfalls neu gegründe- ten Partnerfirma XM-Marine GmbH anbieten können. Hierbei sind wir auch Service-Center für Faurby, Nimbus und Axopar-Vertrieb. Was mögen Sie an der RUND UM? Ich bin so viele Jahre Up-and-Down- Kurse gesegelt; Lang- und Mittelstre- cken waren mir zu wenig abwechs- lungsreich. Nun ist mit ein bisschen zunehmendem Alter die Faszination hinzugekommen: Länger ausgerich- tete taktische Entscheidungen auf Langstreckenregatten sowie Ein- und Zweihandregatten. Ich habe bei der RUND UM einmal die damalige IMS1-Wertung gewonnen, obwohl ein schweres Gewitter über die Bahn ging. Diese Herausforderung hat un- serer Crew und unserem Boot aktive seglerische Leistung abverlangt. Das EUGEN MUNZ Man muss den Wind lesen können Eugen Munz aus Bottighofen segelt seit 30 Jahren die RUND UM mit unterschiedlichen X-YachtenInterview RUND UM Magazin 33 hat mir extrem Spaß gemacht: Wenn es richtig zur Sache geht, das mag ich. Wie oft ich die RUND UM schon ge- segelt bin, kann ich gar nicht mehr sagen. Sehr viele Male. Es ist auch die Faszination, in die Nacht hin- ein zu segeln. Das hat einen eigenen Charme – und einen magischen Vor- bereitungscharakter. Nun sind Sie ja schon die „Voile de Saint Tropez“ und den „Bol d’Or“ gesegelt. Welche bestimmten Herausforderungen unterscheiden die RUND UM? Es ist der Bodensee. Man kommt auf diesem Gewässer mit jeglichem Windsystem in Kontakt. Es ist die Herausforderung, dass man in der Lage sein muss, die Zeichen des Sees und den Wind lesen zu können. Und das bei Nacht und Müdigkeit. Birgt die Nachtregatta Gefahren? Nein, d.h. nur bedingt. Wir sind gut vorbereitet, Boot und Crew gut ausge- stattet und die Jobs zugeteilt. Ich habe auch selten die Situation, dass ich ei- nen Beginner dabeihabe. Das Materi- al ist geprüft, vom Segel bis zur Elek- tronik. Es wird nicht riskiert, dass irgendetwas knallt und einem um die Ohren fliegt. Das ist auch eine Frage der Professionalität im Regattasport. Sie segelten die RUND UM seit 1993 mit einer familieneigenen X-99, später nun mit einer Xp38. Mit welchem Anspruch gehen Sie an den Start? Sportlich mit dem Anspruch, im vor- deren Feld der eigenen Klasse zu sein. Ich weiß aber auch, dass die RUND UM eine gesellige Veranstaltung ist. Man hat es nicht in der Hand, ob einem der Wind im Überlinger See wieder einen Streich spielt. Wichtig ist, dass man deshalb nicht die Freu- de und den Genuss verliert. Wie finden Sie die Neuerungen der diesjährigen RUND UM? Das ist sehr gut für die Veranstaltung. Die drei Startgruppen dürften dafür sorgen, dass es kein Chaos mehr auf der Linie gibt. Das wird für alle etwas entspannter, sowohl für die extrem schnellen, aber auch für die etwas langsameren Boote. Mehr Spaß da- bei und Genuss statt Geschrei beim Start. Das zählt, denn die RUND UM ist ja auch immer noch ein Volksfest. Sind Sie dieses Jahr wieder dabei? Leider nicht, was ich sehr bedau- re. Aber ich muss über genau diesen Termin eine X-Yacht für einen Kun- den von Dänemark nach Norwegen überführen. Ich werde jedoch die Ein- und Zweihand-RUND UM mit der Xp38 eine Woche später mitsegeln - und möglichst im kommenden Jahr wieder bei der RUND UM in Lindau dabei sein. Interview 34 RUND UM Magazin Wilfried, seit wann segelst du bei der RUND UM mit? Wilfried Wesener: Angefangen ha- ben wir den 1990er-Jahren, damals noch mit der EKKEHARD III. Die war nicht besonders schnell und wir lagen auch nie sonderlich weit vorne. Seit 2005 waren wir dann je- des Jahr dabei. Mit der EKKE- HARD IV, einer Dehler Duet- ta 94 (Yardstick 104), und ab 2013 auch mit der SAYONA- RA, einer Tripp-Lentsch 29 (Yardstick 115). Und die Crew war bis vor drei Jahren konstant? Mehr oder weniger, aber immer aus der Werftmann- schaft, mit der wir uns im WYC das ganze Jahr um unsere Clubboote kümmern. Es sind ja auch ganz alte Ha- sen – und bei unserer letz- ten RUND UM hatten wir zu viert 300 Jahre umschifft: Hubert Wagner war damals 83, Eugen Kieninger 80, Wal- ter Eiermann 76 und ich war mit 70 Jahren der Jüngste an Bord. Nun kommt bei der RUND UM 2023 der Generations- wechsel? Ja, wir waren schon eine ein- geschworene Mannschaft, aber meine Segelfreunde wollten keine Nachtre- gatta mehr segeln, und das kann man auch verstehen. Ist nicht zuletzt auch eine Frage der Sicherheit an Bord in dem Alter. Jetzt bin ich auf der EKKE- HARD IV mit einer jüngeren Mann- schaft unterwegs. Ich selber will noch einmal die RUND UM segeln und die Jungen an die RUND UM heranfüh- ren, damit sie die Begeisterung auch weitertragen. Mit dabei sind Florian Petrich und Winfried Hecht vom WYC sowie mein Freund Christian Haidinger von meinem zweiten Club, dem YC Braunau-Simbach. Was macht Dir persönlich an der RUND UM so großen Spaß? Sie ist eine Herausforderung. Nachts unter Wettfahrtbedingungen zu se- geln, das ist etwas Besonderes. Und die Kameradschaft, dass man mit- einander so ein Erlebnis hat. Alleine schon die Massen in Lindau am Start. Auf einen Sieg haben wir mit unserem Schiff sowieso keine Chance. Da geht es darum, möglichst anzukommen. Mit Nachtfahrten hast du als Blauwassersegler ja Erfahrung… Die RUND UM ist nochmal was An- deres. Immer zwei Mann auf Wache; die anderen können sich auch mal hinlegen. Ich nicht; ich hab noch nie geschlafen auf einer RUND UM. Wichtig ist, dass man die Mann- schaft bei Laune hält. Gutes Vesper dabei und genügend zu trinken. Kaf- fee, Tee… Ich habe auch schon nachts eine Suppe an Bord gekocht. Mit der Navigation bei Nacht ist das ja mit der heutigen Technik kein Problem. Früher hat man mit der Seekarte gearbeitet und geschaut, dass man auf kürzestem Weg die Wendemar- ken vor Romanshorn und Konstanz trifft. Wie findest Du die neuen Startzeiten der RUND UM? Die sind nicht schlecht. So besteht die Chance, dass zumindest alle am Samstagvormittag in Lindau ankom- men. Mit Startgruppe 3 um 16:30 Uhr haben wir noch knapp 6 Stunden Hel- ligkeit, das sollte bis Konstanz reichen. Bis dahin ist‘s immer kritisch; ab Konstanz teilt sich ja das Feld und man hat freie Kurswahl, wenn es dann in die Nacht hinein geht. Ist das auch eine Frage der Si- cherheit für Dich als Skipper? Oh ja. Und Sicherheit geht vor an Bord. Vor allem, wenn das Wetter kritisch wird. Da muss man auch nachts nicht um je- den Preis den Spinnaker hoch- ziehen oder auf dem Vorschiff rumturnen. Du und Deine Crew – ihr freut Euch also sehr auf die NEUE RUND UM? Ja klar! Jetzt hoffen wir nur noch auf gutes Wetter. Und auf Wind natürlich. ZUR PERSON: Wilfried Wesener (73) gilt als er- fahrener Blauwassersegler mit rund 17.000 Seemeilen auf dem Meer. Der Ailinger wirkte zwölf Jahre im Vorstand des Württember- gischen Yachtclubs Friedrichshafen, war dort bis 2022 für die Clubboote verantwortlich und ist weiterhin in der Werftmannschaft des WYC aktiv. Interview RUND UM Magazin 35Interview 36 RUND UM Magazin Mufti, du giltst unter Seglern als ein versierter Regel-Fachmann und bist nun in der Internationalen Jury der RUND UM. Wie wichtig ist das für Dich? MUFTI KLING: Ich bin Internationa- ler Schiedsrichter und hab mich als solcher viel mit Regatta-Regeln be- schäftigt. So habe ich schon seit Jah- ren gegen Widerstände erfolgreich erreicht, dass für die RUND UM, die größte Regatta am Bodensee, eine Internationale Jury aufgestellt wird. Was ist der Vorteil der Internatio- nalen Jury? MUFTI KLING: Nun wird ja auf der RUND UM nicht allzu viel protes- tiert. Aber wenn, dann ist die Ent- scheidung der Internationalen Jury endgültig, die Segler müssen sie akzeptieren und es kann keine Be- rufung dazu mehr geben. Wenn ein Regelverstoß angezeigt wird und es einen Protest gibt, dann entscheiden wir, wie es nach den Regeln aussieht. Gleich und vor Ort. Und eine Berufung gegen das Urteil der Jury ist dann nicht mehr möglich? MUFTI KLING: Nein. Und davon profitiert die ganze Regatta. Denn die Internationale Jury macht es mög- lich, dass am Ende ein Sieger gekürt werden kann. Ohne das blöde Gefühl, dass noch eine Berufung läuft und sich am Ergebnis noch etwas ändern könnte. Wie viele Mitglieder wird die Inter- nationale Jury denn haben und aus welchen Ländern kommen sie? MUFTI KLING: Es werden fünf Mit- glieder sein, bei denen zwei dem glei- chen nationalen Verband angehören dürfen. Bei der RUND UM sind das Lorenz Walch und ich aus Deutsch- land, Oliver Böhler aus Österreich, Susi Schulze aus der Schweiz - und dann ist mit Chris Watts sogar noch ein Engländer dabei. Ein Engländer in einer sonst deutschsprachigen Jury – ist das kein Problem? MUFTI KLING: Überhaupt nicht, denn die Sprache in einer Internatio- nalen Jury ist üblicherweise Englisch. Herr Dr. Walch, wie und wo wird das Schiedsgericht bei der RUND UM arbeiten? LORENZ WALCH: Wir werden beim Start mit rausfahren, haben einen Platz auf der DS Hohentwiel, in Luv der Startlinie. Danach haben wir ei- nen eigenen Jury-Raum in der Nähe des LSC-Hafens. Wie verstehen Sie als Vorsitzender der Jury die Rolle des Schiedsge- richts bei der Regatta? LORENZ WALCH: Unsere Grundlage ist: Wir sind nicht als „die Aufpasser“ da, sondern wir sind ein Teil der Re- gatta und wir arbeiten sehr eng mit dem Wettfahrtkomitee zusammen. Denn unser gemeinsames Ziel ist, dass alle Teilnehmer eine faire Re- gatta haben sollen. Die Jury ist für die Auslegung von Bestimmungen vor Ort und nicht, um zu beaufsichtigen, zu kontrollieren oder gar um Anwei- sungen zu erteilen. Wie sieht denn so ein Protest aus? MUFTI KLING: Bei einer Regelver- letzung, meist ein Vorfahrtsfall, muss der „Geschädigte“ laut „Pro- test!“ rufen und eine rote Flagge set- zen, wie sie jeder an Bord hat. Wenn der Andere das einsieht, wird er zu seiner „Entlastung“ zwei komplette Drehungen segeln und gut ist’s. An- ders sieht es aus, wenn er einfach weitersegelt. Dann kann bei der Jury ein schriftlicher Antrag zu einer An- hörung dieses Vorfalls eingereicht DR. LORENZ WALCH UND MUFTI KLING Am Ende soll ein Sieger stehen Eine Internationale Jury ist bei der RUND UM aktiv. Warum das so wichtig ist, erklären der Jury-Vorsitzende Dr. Lorenz Walch und Mufti Kling, Mitglied der Jury und im LSC.Interview RUND UM Magazin 37 werden, und sollte die Jury den Vor- wurf bestätigen, kann er disqualifi- ziert werden und noch schlimmeres. Was ist, wenn ein Boot das andere berührt und vielleicht gar beschädigt? LORENZ WALCH: Bootsberührung ist immer ein Regelverstoß, denn Segeln ist ein kontaktloser Sport. Da muss einer von beiden einen Feh- ler gemacht haben. Sollte es zu Be- schädigungen kommen, stellen wir in der Jury fest, welches Boot gegen die Wettfahrtregeln verstoßen hat. Das ist wichtig, wenn es um die Zah- lungspflicht geht. Wir sind aber kei- ne Versicherungsagenten, das wollen wir nochmal klarstellen. Wird denn bei der RUND UM viel protestiert? MUFTI KLING: Nicht viel, aber im- mer wieder. In der Spitzengruppe bei den schnellen Kats ist es ja nun schon vorgekommen, dass der Zweite gegen den Sieger protestiert hat. Die aller- meisten Segler aber finden das mit dem Protestieren viel zu kompliziert. Die regeln das dann lieber hinter- her untereinander bei einem Bier im Clubhaus. Herr Dr. Walch, was macht für Sie den Reiz der RUND UM aus? LORENZ WALCH: Dass sie eine Re- gatta für alle ist. Das gesamte aktive Seglervolk am Bodensee ist daran beteiligt. Das unterscheidet sie deut- lich von anderen Regatten, dass hier eben nicht nur die Freaks und Exper- ten am Start sind, sondern dass auch ganz normale Wochenendsegler hier eine Gaudi haben. Jeder, der eine Re- gatta segelt, soll auch ein ordentliches Schiedsgericht haben. Und darum kommen wir nach Lindau. Die Internationale Jury macht es möglich, dass am Ende der Regatta ein Sieger gekürt werden kann. Mufti Kling Mufti Kling aus Lindau ist seit Jah- ren als Internationaler Schieds- richter auf den Regattabahnen die- ser Welt unterwegs. Zu den Events gehören Langstreckenrennen wie das Rolex Fasnet Race ebenso wie One–Design Klassen. Mufti gibt Regelkunde-Seminare und ist Co- Gründer des Sailing Media Ver- lags, in dem seit 2007 viele seiner Regelbücher erschienen. Dr. Lorenz Walch aus München, ist seit mehr als 20 Jahren int. Schiedsrichter und int. Umpire von WorldSailing. In dieser Funk- tion war er als Schiedsrichter u.a. im Einsatz bei vielen Welt- und Europameisterschaften, den Olympischen Spielen und beim America’s Cup. Die RUND UM 38 RUND UM Magazin SUSI SCHULZE SUI, NJ, NRO, Susi Schulze ist nationale Schiedsrichterin in der Schweiz und seit vielen Jahren in dieser Funktion vor allem an den Schweizer Seen tätig. OLIVER BÖHLER, AUT, NJ, NRO, Oliver Böhler ist natio- naler Schiedsrichter in Österreich. Zudem ist er Präsident des Bodensee Segler Verbandes und auch Regattawart im Yacht Club Bregenz. CHRIS WATTS, GBR, IJ Chris Watts ist seit 2000 als Internationaler Schiedsrich- ter bei hochrangigen Segel- regatten auf der ganzen Welt unterwegs. Er ist als Instructor für die Ausbildung von inter- nationalen Schiedsrichtern für World Sailing tätig und war jahrelang Chairman des Judges und Umpire- Komitees des Britischen Segelverbandes RYA. MUFTI KLING, GER, IJ Mufti Kling vom Lindauer Segler Club ist seit 2007 inter- nationaler Schiedsrichter und weit über die Region Bodensee bekannt. Er ist seit vielen Jahren in der Jury bei Welt- meisterschaften der 8m Yach- ten, beim Fastnet Race, dem Ro- lex Middle Sea Race und vielen anderen bedeutenden Welt- und Europameisterschaften. DR. LORENZ WALCH, GER, IJ, IU, Vorsitzender der Int. Jury der RundUm 2023 Lorenz Walch ist seit 1988 Internationaler Schieds- richter und bei vielen Segel- Großveranstaltun- gen wie z.B. Americas Cup, Match Race Germany, Welt- und Europameister- schaften vieler Klassen in der Jury oder als Umpire tätig. Zudem ist er Vorsit- zender des Berufungs- ausschusses des DSV. Die JurySALONE No4 Zeit für die BESONDEREN Dinge im Leben. www. salone-no4 .de KOMPETENZ & INSPIRATION auf 5.000 m 2Next >